Hemmungslos.
Es begab sich einfach so. Nicht dereinst und auch nicht irgendwann, sondern genau gestern. Es macht überdies keinen Sinn, die Tat abzustreiten, zu viele Mitmenschen würden diese reinen Herzens glaubhaft bezeugen können. Nach dem erfolgreichen Genuss mehrerer vorzüglicher Biere und dem damit einhergehenden Verlust der Hemmschwelle packte ich sie, drückte die Finger meiner linken Hand kräftig in ihren schlanken Hals und schlug mit der rechten unaufhörlich auf ihren knackig braunen Körper ein. Es kam schließlich, wie es angesichts dieser brutalen Behandlung kommen musste, sie jaulte und japste, gab furchteinflößende Geräusche von sich, doch meine Hände, meine geübten Finger kannten kein Erbarmen. Das Würgen und Schlagen ging weiter und weiter, meist leicht rhythmisch, manchmal auch ohne erkennbaren Takt.
Das grässliche Tun kam erst dann zum verlangten Ende, als mir die tobende Meute durch ihr Gejohle und dem lautstarken Zusammenschlagen ihrer Hände zu verstehen gab, dass es nun reichte. Ich sollte ablassen von meinem mörderischen Tun, ich könnte sie noch so würgen und schlagen, es würde am Zustand der Welt nichts ändern. Ich sollte, so gaben sie mir in großer Zahl zu verstehen, ihrem Leiden ein rasches Ende bereiten und mich gottergeben damit abfinden, dass mein bescheidener Versuch, das Abendland vor dem kulturellen Niedergang zu retten, so richtig in die Hose gegangen ist. So beschloss ich schweren Herzens, und doch auch ein wenig einsichtsvoll, mein Werk zu beenden. Ich verbeugte mich mit trotzigem Respekt vor der unkundigen Menschenmenge und drückte die Misshandelte zärtlich an meine Brust. Gemeinsam verließen wir den Tatort, ich mit erhobenem Haupt und sie mit hölzernem Schweigen.
Doch seid gewarnt, die Geschichte lehrt, dass die meisten Täter eines Tages an den Ort des Verbrechens zurückkehren, um dann vielleicht noch Schlimmeres anzurichten. Rachegedanken haben eine äußerst lange Halbwertszeit. Noch heute werde ich beginnen, Vergeltungsmaßnahmen zu ersinnen, um schon bald wieder, mit meiner Ukulele bewaffnet, frech vor die skeptischen Menschen-massen hinzutreten. Auf ein neues Würgen und Schlagen, bis mir endlich der ersehnte und gleichermaßen überaus verdiente Durchbruch gelingen will.