Teufelskerle.
Donald, Wladimir und Kim treffen sich in der Hölle. Nein, falsch geraten, das wird jetzt kein Witz, auch wenn Witze häufig so beginnen. „Treffen sich drei … „ das ist ein altbewährtes Witze-Muster. Ich kenne da einen besonderen lustigen, in dem sich ein Audi-, ein BMW- und ein Mercedes-Fahrer treffen. Ja, den finde ich wirklich gelungen, da darf man schon herzhaft lachen, sogar wenn man selbst ein deutsches Auto fährt. Die Geschichte mit Donald, Wladimir und Kim wird allerdings auch dann nicht amüsanter, wenn man die drei im Himmel zusammenkommen lässt, sie wird nur viel unwahrscheinlicher, also lassen wir das Trio lieber in der Unterwelt, das klingt realistischer, das kann man leicht nachvollziehen.
Gut, sie treffen sich also dort, wo wir sie im Falle ihres Ablebens am ehesten vermuten würden. Gut vor allem deswegen, weil man ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann, auf Mutter Erde und zur selben Zeit ein paar Stockwerke tiefer, selbst wenn unsere drei Protagonisten ausreichend Erfahrung mit Doppelgängern haben. In dieser Geschichte treffen sich garantiert die Originale, ich bürge dafür, immerhin bin ich der Verfasser. Und da stehen sie nun in der Hitze, die drei. Donald beherrscht nur aggressives, ungehobeltes Cowboy English, hat nebst vielen anderen Schwächen eine solche in Geografie und verwechselt gerne Menschen, vorzugsweise Staatsoberhäupter. Kim war mal längere Zeit in der Schweiz, um sich dort den Bauch voll- und gleichzeitig die Zeit totzuschlagen, danach tat er letzteres zu Hause in Pjöngjang mit Menschen. Nein, natürlich nicht selbst, eine Führungskraft seines Kalibers lässt totschlagen. Und Wladimir spionierte über Jahre hinweg nicht nur die bescheidene deutsche Kulinarik aus, sondern mit deutlich mehr Interesse die Politik des Gastgeberlandes. Kim und Wladimir sind also durchaus sprachgewandt und welterfahren, dennoch prescht Donald vor und eröffnet in seiner gewohnt galanten Art die Konversation: „Hi guys, what’s up? Let’s make the world great again.“ Irgendwie schien er die Situation zu verkennen, das Fegefeuer zu übersehen, doch Orientierung war ja bekanntlich nie seine Stärke.
Nun, die drei kennen sich, haben sich bereits mehrmals mediengerecht gegenseitig besucht und gekuschelt, mögen sich auf ihre eigene, seltsame Weise. Immerhin haben sie so manchen Wesenszug gemeinsam, sie verbindet eine Art Seelenverwandtschaft.
„Was machen wir hier in dieser beschissenen Bruthitze?“, motzt Wladimir mit der bedrohlichen Miene einer Bulldogge, war er doch zeitlebens ganz andere Temperaturen gewohnt. „Ich will hier ganz schnell weg“, raunzt der runde Kim weinerlich. Er dürfte mit seinen Fettreserven unter dem schwarzen Seidenanzug wohl besonders leiden. Donald lüftet demonstrativ seine rote Schirmmütze. „Guys, ich habe gehört, dass es oben viel chilliger ist. Come on, let’s go, ich habe jede Menge Geld“, posaunt er protzig in die Runde. „Ich habe Beziehungen bis in die allerhöchsten Kreise“, tut Wladimir mit stolzgeschwellter Brust kund und deutet mit dem rechten Zeigefinger mystisch nach oben. „Und ich, ich habe keine Skrupel, absolut keine“, japst der dicke Kim schweißtriefend in die höllische Runde.
Na ja, offensichtlich haben die drei tatsächlich viele Gemeinsamkeiten, aber das erwähnte ich ja schon. Bei den dominanten Rot-Gelb-Tönen des höllischen Interieurs war das grün-weiße Fluchtwegsymbol leicht zu entdecken. Jegliche staatsmännische Haltung vergessend eilt das Trio dem nahen Ausgang zu, als sich vor diesem urplötzlich ein brodelnder Abgrund auftut. Und aus diesem schwebt der Höllenfürst getragen von einer stinkenden Schwefelwolke empor. Vier Meter groß, schwarz wie die Nacht und mit glutroten Augen brüllt er den Flüchtenden einem Donnerschall gleich Folgendes entgegen: „…!“
Nein, Sie warten vergeblich, ich mach’s jetzt garantiert nicht, ich brülle nicht, ich schone wohlweislich meine Stimme. Außerdem darf sich nun jeder Zuhörer den Ausgang der Geschichte nach eigener Vorstellung ausmalen, denn ich bin an dieser Stelle leider aufgewacht. Zugegeben, ich habe schon mal schöner geträumt, aber so richtig schlecht war doch dieser Traum auch nicht, oder?